Verkehrsinfrastruktur für ein allgemeines, transportmittelübergreifendes und ortsbezogenes Reiseinformationssystem
Zur Unterstützung von Reisenden (lat. viator) im öffentlichen Personenverkehr soll die Basis für eine offene, erweiterbare Plattform für mobile Endgeräte entwickelt werden, mit der Reisende einerseits orts- und zeitaktuell auf ihrer individuellen Reiseroute von verschiedenen Verkehrsanbietern geleitet werden können und andererseits Nutzer des Systems selbst Reiseinformationen für andere Nutzer ortsgerichtet hinterlassen können (Blinde leiten Blinde). Die Heterogenität heute verfügbarer Reiseinformationssysteme zur Planung von transportmittelübergreifenden Reisen im öffentlichen Personenverkehr ist für seine Anwender ein oft undurchschaubarer Dschungel an Systemen, für den es keine geschlossene Informationskette bei der Benützung mehrerer Verkehrsunternehmen gibt. Überdies ist das Informationsangebot unzureichend, meist nur auf An- und Abfahrtszeiten von Verkehrsmittel fokussiert und nicht auf jene Prozesse, die am Verkehrsknotenpunkt selbst zu bewältigen sind (z. B. Orientierung am Gelände). Speziell Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen haben diesbezüglich einen größeren Informationsbedarf als Nichtbehinderte. Die Gründe für die Unzulänglichkeiten heute verfügbarer Reiseinformationssysteme liegen nach Auffassung des Projektkonsortiums in der Geschlossenheit derartiger Systeme, die es schwierig macht, unterschiedliche Informationsquellen zu vernetzen oder neue einzubinden. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes sollen daher (ähnlich dem Erfolgsmodell von Open-Source-Projekten wie Open Street Map oder Wikipedia) die Grundlagen für eine offene, erweiterbare Plattform geschaffen werden, die es erlaubt, das Informationsangebot divergierender Reiseinformationssysteme nach definierten Regeln zusammenzuführen, und es darüber hinaus ermöglicht, quantitativ und qualitativ bessere Informationen für Reisende (speziell für Menschen mit Behinderungen) aus beliebigen Quellen (auch selbst) einzupflegen. Als technische Basis für eine Realisierung dieses Forschungsvorhabens dient ein von der Universität Linz entwickeltes, mobiles orts- und kontextsensitives Informations- und Kommunikationssystem (Digital Graffiti), das es seinen Benutzern ermöglicht, Information an jedem beliebigen Ort gezielt adressierbar zu hinterlassen und mit geeigneten, bereits heute weit verbreiteten, positionsbestimmenden Mobiltelefonen ortsabhängig zu konsumieren. Zusätzlich zur geforderten Offenheit berücksichtigt die zu entwickelnde Plattform also auch den aktuellen Aufenthaltsort der Reisenden als situativen Input für eine zielgerechtere Aufbereitung und Zustellung des Informationsangebotes. Die Möglichkeit von Digital Graffiti, nicht nur Texte oder Bilder zu hinterlassen, sondern auch externe Informationsquellen einzubetten oder gar elektronisch gesteuerte Aktionen durch bloße Anwesenheit am Ort der Information anzustoßen, ist die Basis dafür, einen einheitlichen, offenen Standard für die Zusammenführung von Reiseinformationen unterschiedlicher Verkehrsbetreiber zu schaffen. Mit Unterstützung der im Konsortium vertretenen Verkehrspartner ÖBB, OÖVV und Linz Linien sollen die dazu notwendigen bzw. bereits existierenden Schnittstellen identifiziert, klassifiziert und verallgemeinert werden, sodass eine ortsbezogene Vernetzung sowohl unter den Projektpartnern als auch darüber hinaus möglich ist.
Für die quantitative und qualitative Erweiterung des
Informationsangebotes orientiert sich dieses Forschungsvorhaben an der
Funktion von Digital Graffiti, selbst Nachrichten an Orten hinterlassen
zu können und für Interessensgruppen zur Verfügung zu stellen. Auch hier
soll die Offenheit des Systems die Kreativität der Teilnehmer fördern,
sodass Nutzer für andere Nutzer Reiseinformationen einpflegen und das
Angebot selbst bedarfsgesteuert erweitern können: Blinde können für
Blinde Informationen zielgerichtet platzieren und an ihre Bedürfnisse
anpassen. In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Institut Integriert Studieren und CEIT Alanova sollen neue Interaktionsparadigmen für ein offenes, ortsbezogenes Informationssystem im Hinblick auf Kommunikation und Navigation Behinderter untersucht und entwickelt werden, um diese Zielgruppe während ihrer Reise künftig besser zu unterstützen.
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Projektpartner: LINZ LINIEN GmbH für öffentlichen Personennahverkehr Linz - Integriert Studieren ÖBB-Infrastruktur AG OÖ Verkehrsverbund-Organisations GmbH Nfg.&Co KG CEIT ALANOVA Programmverantwortung: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) ![]() Förderungsprogramm: ways2go - Innovation und Technologie für den Wandel der Mobilitätsbedürfnisse ![]() Programmmanagement: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) ![]() |